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Mittwoch, 16. März 2005
Vom Lande.
"Dort, wo sich Hase und zivilisatorische Mindeststandards gute Nacht sagen, hat sich eine Unmittelbarkeit bewahrt, die so schöne Titel wie Rauschholzhausen, Wölfersheim, Babenhausen, Oberwenkbach oder auch Neuhof trägt. Dort war ein Blockwart dank des Dorfgesprächs nie notwendig, denn beim allmorgendlichen Gang zum einzigen Tante-Emma-Laden, wo Twix noch Raider heißt, wird peinlich genau darüber referiert, wer nun als Letztes die ehernen Gesetze des Zwangskollektivs Dorf verletzt hat. Hier entscheidet noch die Größe der Faust und handwerkliche Geschicklichkeit über Gewicht und Einfluss, nicht nur bei der nächsten Kirmes-Schlägerei. Mag von der Autobahntalbrücke alles auch noch so friedlich vor sich hin schlummern, zwischen endlosen Wäldern und Hügeln eingepfercht, ist diese deutsche Idylle für all diejenigen eine kleine Hölle, die vermeintlich aus fremden Landen kommen. Sie stehen unter dem Verdikt, die Kinder mit Drogen zu vergiften, irgendwelchen Tresorknacker-Banden zu unterstehen oder einfach nur dem Müßiggang zu frönen, sprich ein glücklicheres Leben zu führen. Sie laufen beständig Gefahr, nach verlorener Fußballpartie oder anderen Kränkungen der dörflichen Identität zur Zielscheibe für alle zu werden, die ihre ballistischen Fertigkeiten mit dem Abzeichen der Bundesjugendspiele bescheinigen können."

Aus dem Aufruf zur Demonstration "Tag der Besatzung von Neuhof feiern! Für die Entbarbarsiserung des platten Landes!" am Samstag, den 2.4.2005 um 14:00, Bahnhof Neuhof bei Fulda (tiefstes Hessen).

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