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Donnerstag, 2. September 2004
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Soziologendeutsch.
"Von Formen abweichenden Verhaltens läßt sich sinnvoll dann sprechen, wenn sich die jeweiligen Handlungsmuster deskriptiv zu Kristallisationskernen verdichten."

Wiswede, Günter 1998: Soziologie, Landsberg: Verlag moderne industrie, S. 196

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Mittwoch, 1. September 2004
Auf den Straßen von Frankfurt/Main II.
Wie einen die Realität immer wieder einholt. Eben noch ganz unbedarft einen Beitrag über solche Unwichtigkeiten wie die Nachttanzdemo gepostet und jetzt von Honestly Concerned erfahren, was sonst noch so auf den Straßen der Mainmetropole passiert. Ich könnte so kotzen...

Antijudaistischer Vorfall in der Frankfurter Innenstadt vom 31.August 2004

wie die zionistische organisation frankfurt e.V. heute (...) erfahren hat, hat sich in frankfurt am main an der haupwache in der innenstadt heute folgendes ereignet:
ein aus dem englischen sprachraum stammender orthodoxer jude, der an seiner kleidung als solcher zu erkennen war, wurde am 31. august 2004 um ca. 13 uhr an der frankfurter hauptwache von vier männern vermutlich deutschen ursprungs zuerst mit den worten: "man hat wohl deine eltern und grosseltern vergessen zu vergasen" massiv beleidigt, danach wurde der mann von den tätern wie ein spielball hin und her gestossen bis er dadurch zu fall kam. erst danach flüchteten die männer - dies am hellichten tag an der frankfurter hauptwache in der innenstadt, ohne dass einer der zahlreichen umstehenden etwas dagegen unternommen hätte. (...)

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Auf den Straßen von Frankfurt/Main.
Voll politisch soll auch dieses Jahr wieder die Nachttanzdemo in Frankfurt am Main sein. Die Kulturlinke oder was davon übrig geblieben ist demonstriert am 03.09. gegen die Kulturpolitik der Stadt und versucht ihrem Anliegen mit mal mehr mal weniger guter Musik auf den Straßen des größten Dorfes im Rhein-Main-Gebiet Gehör zu verschaffen. Das Problem ist mal wieder nicht, dass Menschen auf den Straßen feiern (im Gegenteil), sondern das Anliegen der OrganisatorInnen, das v.a. ein Ruf nach der Gunst des städtischen Kulturmanagements ist , und dass sie zu diesem Zweck die mit einer ominösen "kulturellen Identittät" verbundenen "kulturellen Werte" in Anschlag bringen. Das und noch viel mehr hat auch die Gruppe 8. Mai (nicht zu verwechseln mit der Gruppe um Matthias Küntzel und Klaus Thörner) erkannt und in eine Kritik gebannt:

So wenig ein "Lichtstrahl hörbar"* gemacht werden kann, so wenig kann der Wunsch nach Freiheit die Sorge um "unser Land" nähren - Einige Anmerkungen zum Aufruf der nachttanzdemo.04

Die nachttanzdemo, entstanden als wildes spektakel und protest gegen die aufrüstung der inneren sicherheit, wird auch in diesem jahr wieder zu mehr oderweniger nachtschlafener zeit durch frankfurts straßen ziehen. Traditionell findet sie unter aktiver beteiligung der linken bis linksradikalen szene statt. zu recht, könnte man meinen, verfügt sie doch über einen explizit politischen anspruch. So geizt der aktuelle aufruf wieder einmal nicht mit attacken gegen schließwütige ordnungsämter, spaßbremsende polizistInnen und abschiebungen von migrantInnen. Schon hier stellt sich die frage, wie sinnvoll und vor allem legitim es ist, solcherlei für sich genommen zweifelsohne berechtigte anliegen in einem atemzug zu nennen, ohne auf die divergierenden folgen des einen (nämlich mangelnde ausgehmöglichkeiten und langeweile) und des anderen staatlichen vorgehens (todesangst, folter, mord) einzugehen. Vermutet die geneigte leserin hier noch einen lapsus, eröffnet sich bei vollständiger lektüre der schrift ein erschreckendes bild. Nicht hemmungsloser spaß für alle wird verlangt, die maximalen verwirklichungsmöglichkeiten der eigenen interessen und bedürfnisse von der gesellschaft eingefordert, nein, das erscheint den autorInnen vermutlich als zu niedrige aufgabe. Ihnen geht es um höheres, so hoch dass uns geradezu schwindlig wird. Offenbar zählt man sich selbst zu den im aufruf erwähnten menschen, die "schicksale und ideen" vorweisen können, wegen des geldes aber "auf der strecke bleiben". Wenn idee und schicksal zusammenkommen entsteht ein gebräu voller tragik und tiefe, das wissen wir seit richard wagner, und oberflächliche konsummenschen, repräsentiert durch "gecastete bands" und "gesponserte beachclubs", stehen solch wesentlichen und wesenhaften eigenschaften des daseins im wege. Die rückbesinnung auf echte werte werde von der kommerzialisierten "gesellschaft des scheines" verhindert. Bereits hier äußert sich ein falsches gesellschafts-verständnis, welches das kapitalverhältnis in den phänomenen geld und großindustrie verdinglicht, anstatt von einem subjektlosen, total gewordenen prozess der selbstverwertung des werts auszugehen.

Nur mittels des eingeschränkten kapitalismusbegriffs ist zu erklären, wieso bereits im bestehenden sphären ausgemacht werden, die angeblich frei von "kommerzialisierung" existieren, nämlich kulturen, die "zu verstehen, zu respektieren und zu integrieren [sind], ohne dabei ihre eigenständigkeit und individualität zu untergraben". Folglich kann der nachttanzdemo-aufruf auch nicht mehr an der mainstream-variante der multikulturellen ideologie kritisieren als dass jene ihr interesse an fremden kulturen nur heuchele, lediglich links antäusche um rechts einen doppelpass mit dem standort zu spielen (wir erinnernuns: eine gesellschaft des scheinens!). Hingegen reklamiert die nachttanzdemo offenbar die repräsentation des wahren multikultitums für sich und wähnt sich dabei progressiv, ohne eine kritik am linksliberalen dönerpizzabauchtanzfreundInnen-gebaren zu formulieren. Damit wird die hegemoniale denkfigur von kultur als unablösbarer, überindividueller wesenseigenschaft jedes menschen affirmiert. Auf dieser grundlage ist weder eine analyse der je spezifischen konterrevolutionären ausprägungen noch eine benennung des allgemeinen charakters von kultur als kollektivem zwangsverband, der individuen in eine durch die vergangenheit legitimierte hülle von tradition und ritual zwängt, möglich. Wohin das führt wird weiter unten deutlich werden.

Der zu beginn des aufrufs scheinbar herb gescholtene standort erweist sich am ende denn paradoxerweise als best friend of the nachttanzdemo. So wird schon mit der klage über den umzug der akademie für künste von frankfurt nach bensheim an den lokalpatriotismus der jungen wilden appelliert. In einem weiteren abschnitt offenbart sich denn vollends der reaktionäre gehalt des geschreibsels: der ach so lebendige und virile untergrund fungiert nicht, wie zu vermuten gewesen wäre, als selbstzweck oder vorgezogene utopie gegen das schlechte bestehende, er soll mittels seiner quirligkeit und innovationsfähigkeit "entscheidende kulturelle impulse" geben und die "verödung der kulturlandschaft verhindern". Nach diesem muster läuft die kulturindustrie seit jahren wie geschmiert: die szene DIY`t vor sich hin, und sobald ein neuer für den differenzkapitalismus verwertbarer style in sicht ist, schnappen die majorlabels zu und bringen für einen sommer 2step-sampler oder drum`n bass-compilations von der stange in die plattenläden. Auf jene altbewährte rolle als zulieferbetrieb für die musikindustrie, an der in anderen passagen des aufrufs lediglich dezent herumgemäkelt wird, wollen sich die verfasserInnen also beschränken. Offenbar sehen sie diesen status jedoch bedroht, denn nun schlagen sie den weg ein, den alle guten bürgerInnen gehen, wenn sie in existentielle nöte geraten: sie appellieren ungeniert an den staat und die nation. "Ohne freischaffende und -denkende kulturszene wäre unser land um einiges ärmer", schreiben sie. Ohne wenn und aber eine nationalistische argumentationsfigur, die keineswegs zufällig in den text gerutscht ist. Schon die ständige entgegenstellung von kultur, welche authentisch und produktiv zu sein hat, und dem künstlichen kommerz der seelenlosen castingbands ist einschlägig codiert. Das anmahnen von "respekt" gegenüber anderen kulturen ermöglicht schlussendlich die mit gutem gewissen vorgetragene affirmation der eigenen kultur, einen ehrbaren nationalismus. untrennbar verbunden mit der herausbildung eines nationalen kollektivs ist die notwendigkeit, eine identität zu erheischen, also etwas im sein stillzustellen und ein wir-gefühl zu kreieren, wie es derzeit von heppner/van dyk mit ihrem volksseelenmassierenden song "wir sind wir", der die gleichung des todes bereits im titel enthält, vorexerziert wird. So verlangt es auch der nachttanzdemo nach einer "gesunden, sich weiterentwickelnden, kulturellen identität und einem angemessenen kulturellen selbstbewusstsein". Über eine gesunde - nicht kranke - identität verfügen die deutschen jedoch bereits, sie äußert sich wenn trotz bzw. wegen friedenssehnsucht jugoslawien bombardiert wird, trotz/wegen multikulti-fandom "unnütze" migrantInnen abgeschoben und trotz/wegen sozialer marktwirtschaft leute in arbeit und armut gezwungen werden. dass ausgerechnet menschen, die sich angeblich gegen derlei unschöne sachverhalte stellen, an der aufrechterhaltung und stärkung der geschäftsgrundlage des falschenganzen arbeiten, ist paradox. Aus diesem grund bleibt es auch in zukunftunser ziel, solche sich kritisch dünkenden unkritischen mit unserenargumentenzu versorgen, in der hoffnung die eine oder andere möge darin einen anstoß sehen, um sich zu einer tatsächlich radikalen gesellschaftskritikerin zu entwickeln.

Gegen Nationalismus, Identitätswahn und deutsche Ideologie - für den Kommunismus!

gruppe 8. mai ___ ffm

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Montag, 23. August 2004
Das Leben schreibt die besten Dialoge II oder Die beste aller Welten.
Im Bus. Auf der Bank vor mir sitzen zwei Jungs. Der eine ist vielleicht zwölf (A), der andere höchstens elf (B). Sie unterhalten sich - erstaunlich genug - über Politik.

B: Hartz IV ist ja notwendig. Dass dieser Typ von der CDU jetzt so was erzählt, die haben in den Jahren vorher doch das Loch gemacht, was der Schröder jetzt stopfen muss. Dieser - äh..

A: Alle vorher.

B: Ja, dieser äh... Kohl.

A: Manche sagen, schon der Schmidt hätte das machen müssen.

Der Bus hält an, Leute steigen ein und aus und wegen des Lärms bekomme ich Teile des Gesprächs nicht mit.

A: Krieg ist nie gut, das hilft nie was.

B: Doch gegen die Taliban musste das sein, gegen die Taliban schon. Aber das jetzt...

A: Ne, auch nicht gegen die Taliban.

B: Doch, die kennen die Demokratie nicht, die sind vielleicht 1000 Jahre zurück. Die können das mit der Demokratie nicht. Im Irak ist ja auch keine Demokratie möglich.

A: Die Iraker können das nicht. genausowenig wie die Franzosen...

Ehrlich gesagt, bin ich mir hier nicht sicher, ob ich das richtig verstanden hab...
Wir befinden uns nämlich schon wieder an einer Haltestelle, weswegen mir auch hier wieder Teile des Gesprächs fehlen.


B: Die Revolution frisst ihre Kinder. Aber wir sind uns schon einig, dass das aktuell die sinnvollste Art des Lebens ist?

A: Vielleicht sind die Menschen einfach so. Vielleicht müssen die sich gegenseitig töten.

B: Wie die alten Römer sagten: "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf."

Danach Stille. An der nächsten Haltestelle steigen die beiden Jungs aus und lassen mich reichlich verwirrt zurück.

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Verleserin.
Der Schimmelblog, den zu besuchen sich unbedingt lohnt, präsentiert hier eine schöne.

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Immer noch.
Was mich jedesmal, wenn ich es mir ins Gedächtnis rufe, wieder von Neuem schockiert, ist, dass es immer noch und wahrscheinlich so häufig wie nie zuvor in der Geschichte Sklaverei auf der Welt gibt. Und ich meine natürlich nicht die Lohnsklaverei. Wir besitzen ja immerhin die Freiheit unsere Ware Arbeitskraft auf dem Markt anzubieten und sie vertraglich geregelt zu verkaufen (wenn auch gesamtgesellschaftlich mit immer weniger Erfolg). Nein, ich meine ganz banal und unglaublich: Sklaverei. Der ganze Mensch geht vollständig, mit Haut und Haar, unter Verlust jeder Selbstbestimmung in den Besitz eines anderen Menschen über. Und diese Sklaverei findet nicht nur im Sudan statt, wo Menschen tatsächlich noch auf ganz antiquierte Weise versklavt werden, sie findet, angepasst an die Verhältnisse einer modernen Industriegesellschaft, ebenso hier in Deutschland, in deutschen Bordells oder in der Schweiz, in gehobenen schweizerischen Haushalten, statt.

Was ich dagegen irgendwie wieder ganz amüsant finde, ist, dass es immer noch - und auch in diesem Fall wahrscheinlich so stark wie nie zuvor - Piraterie auf den Weltmeeren gibt. Piraten! Leute, die Schiffe entern! Wenn sie es auch heute, so Wikipedia, nicht mehr tun, um die Ladung (Maschinenteile, der neue BMW Z3, genveränderter Mais?) zu rauben, sondern um den Schiffssafe aufzubrechen. Auch interessant sind die Abwehrtechniken der Schiffsbesatzungen: Schotten dicht und mit Hochdruckschläuchen auf die Piraten zielen.

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