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Donnerstag, 5. August 2004
Was ist Antisemitismus und was nicht? Eine Einführung von Indymedia.
Indymedia, Kotzkübel der deutschen Linken. Manche derjenigen, die sich untereinander „Indy-User“ nennen, messen dem „Projekt“ noch nicht einmal mehr eine linke (geschweige denn emanzipatorische) Bedeutung bei, sondern bestimmen seinen Zweck inhaltsarm bis bedrohlich wirkend als Förderung des „Journalismus von unten“. Journalismus von wo? Aus der Froschperspektive?
„Indy, das sind wir alle!“ Und „Indy“ bedeutet „Objektivität“ - von unten. Weswegen auch jeder eine „Ergänzung“ posten kann. Weil Kritik immer destruktiv ist , wo es bei Indymedia doch um Konstruktives geht (die Bildung der Bewegung von unten oder solcherlei Dinge), wird sie verbannt in die Spalte “Beiträge, die keine Ergänzung darstellen“. Und weil die Moderatoren offenbar keine besonders schlauen Menschen sind, zu wenig Zeit haben oder dem Wust an Beiträgen schlicht nicht mehr Herr werden, steht sie dann neben allerlei Unfug und Widerwärtigem.

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Was ist Antisemitismus und was nicht? Eine Einführung von Indymedia.
Indymedia, Kotzkübel der deutschen Linken. Manche derjenigen, die sich untereinander „Indy-User“ nennen, messen dem „Projekt“ noch nicht einmal mehr eine linke (geschweige denn emanzipatorische) Bedeutung bei, sondern bestimmen seinen Zweck inhaltsarm bis bedrohlich wirkend als Förderung des „Journalismus von unten“. Journalismus von wo? Aus der Froschperspektive?
„Indy, das sind wir alle!“ Und „Indy“ bedeutet „Objektivität“ - von unten. Weswegen auch jeder eine „Ergänzung“ posten kann. Weil Kritik immer destruktiv ist , wo es bei Indymedia doch um Konstruktives geht (die Bildung der Bewegung von unten oder solcherlei Dinge), wird sie verbannt in die Spalte “Beiträge, die keine Ergänzung darstellen“. Und weil die Moderatoren offenbar keine besonders schlauen Menschen sind, zu wenig Zeit haben oder dem Wust an Beiträgen schlicht nicht mehr Herr werden, steht sie dann neben allerlei Unfug und Widerwärtigem.

Wegen dieses Beitrags war ich nach langer Zeit mal wieder bei "Indy". Jeder halbwegs vernunftbegabte Mensch sollte solche Besuche zur Schonung seiner Nerven eigentlich vermeiden. Andererseits können sie auch zur Erheiterung beitragen. Man muss lediglich ein Talent dafür haben, die wahnsinnigsten Ergänzungen zu finden und das Widerwärtige zu ignorieren.

Ziemlich unentschieden, ob ich lachen oder schreien soll, bin ich immer dann, wenn es um Antisemitismus geht. Einerseits verlangt die Dummheit des durchschnittlichen "Indy-Users" nach einer amüsierten Reaktion, andererseits kann einen die Phantasie, die er aufbringt, um den Antisemitismus zu rationalisieren (von offen antisemitischen Äußerungen sei hier mal garnicht die Rede, daran ist nichts lustig) , das Fürchten lehren.

Nun war ich also in letzter Zeit häufiger bei Indymedia und musste dort z.B. folgendes lesen:

In Hagen werden Besucher einer Synagoge als "Scheiss Juden" beschimpft, einer der Angegriffenen greift sich eine zufällig an einer Baustelle herumliegende Eisenstange und vertreibt die Antisemiten. Einige Tage später bekunden Antifaschisten ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde und posten einen Beitrag über die Solikundgebung bei Indymedia.
Wie nicht anders zu erwarten, entbrennt die übliche Diskussion in der Ergänzungsspalte. Jemand postet einen Auszug aus dem Polizeibericht, in dem es heißt:

Bei allen drei Jungen handelt sich um Schüler, die in Hagen geboren wurden, aber ausländischer Abstammung sind.

Dies veranlasst jemanden, der sich den Nickname "Mein Name" gibt, zu folgender feinsinniger Äußerung:

es gibt keine in Hagen geborene Jungen ausländischer Abstammung. Das deutsche Blut-und-Boden Staatsbürgerrecht ist rassistisch. Betrachtet den Antisemitismus der drei ruhig als Ergebnis der deutschen Zustände.

Mal davon abgesehen, dass es wahrscheinlich sehr wohl "in Hagen geborene Jungen ausländischer Abstammung" gibt, weil das deutsche Staatsbügerschaftsrecht zwar (immer noch) besonders rassistisch ist, aber trotzdem nicht verbietet, dass Nichtdeutsche in Deutschland Kinder bekommen, ist das doch schon wieder eine recht hübsche Rationalisierung.
Aber dabei bleibt es natürlich nicht. Jemand mit dem Namen "Ben Glenton" teilt nämlich ultimativ mit, um was für einen Angriff es sich in Hagen handelte:

auch wenn es nichts an der tatsache ändert, so handelt es sich hier wohl eher um einen antijüdischen angriff. die jugendlichen bezogen ihre aversion ja wohl eher auf die religiösität der besucher bzw. derjenigen, die angegriffen worden und weniger auf ihre ethinie.wären es jetzt deutsche deutscher ( falls es soetwas überhaupt gibt) abstammung gewesen hätte der begriff antisemitisch, was sich expliziet deutsche darunter vorstellen besser gepasst. wer an den nonsens mit gott or whatever glaubt, selber schuld wenn er was aufs maul bekommt aus diesem grunde. nicht alle sind gute deutsche (oder antideutsche who belief in the same christnonsense )

Ignorieren wir hierbei die Frage, wie "Ben Glenton" den Begriff "Ethnie" füllt, ebenso die Frage, ob "Ben Glenton" wirklich glaubt, dass Antideutsche an Jesus Christus glauben. Weil irgendjemand, um ihm zu widersprechen, etwas von Meinungsfreiheit schwadronierte, postet "Ben Glenton" erneut. Diesmal dieses:

meinungsfreiheit, mein lieber gutmensch endet dort wo menschen getötet,gefoltert oder unterdrückt werden, aufgrund der märchen aus at/nt.da können gerade welche, die an gott glauben auf eine lange tradition des terrors zurückblicken.

An diesem Punkt fühle ich mich bemüßigt, einzugreifen und unter dem Titel "I prefer an iron rod" folgendes zu posten:

mit sicherheit waren die jugendlichen nur antireligiös eingestellt. ganz klar. wahrscheinlich stellen die sich auch ständig vor kirchen und rufen "ihr scheiss christen!" oder vor moscheen "ihr scheiss moslems!".
gerade im letzteren fall wäre wahrscheinlich ben glenton der erste, der "rassismus!" rufen würde (und zu recht). worum es ben glenton aber geht ist die rationalisierung des antisemitismus, die antisemitische tat (ja, worte sind taten!) mit einem rational nachzuvollziehenden grund (etwa der ehrenwerten ablehnung von religion) zu adeln, den sie nicht hat. um das gleiche geht es "mein name", der behauptet, dass aus deutschem rassismus, den nichtdeutsche tagtäglich erfahren müssen, quasi automatisch antisemitismus folgen müsse. (nebenbei ein kleine transferaufgabe: was ist an dieser auffassung tendenziell rassistisch?) warum sind dann nicht alle nichtdeutschen antisemiten?
bei ben glenton kommt es aber noch härter. in seinem zweiten post, der nun seit einigen tagen oben steht, ohne die anforderungen an eine indy-ergänzung zu erfüllen, kommt eine weitere volte hinzu: nämlich die, die schuld am antisemitismus den juden (den juden, die nach dem alten testament handeln würden, das neue ist da nur schmückendes beiwerk) selbst in die schuhe zu schieben. (auch hier wieder eine kleine transferleistung: was ist an dieser auffassung antisemitisch?)


Darauf "Ben Glenton":

zunächst einmal würde ich davon ausgehen, sollte die "tat" von deutschen, im sinne des rassistischen gedankens wer nur deutscher sein kann, begangen worden sein, kann man durchaus von antisemitismus sprechen.
die ablehnung der jüdischen religion ist aber nur dann als antisemitisch einzuschätzen, wenn man es auch wie die nazis hält, und in den jüdisch gläubigen deutschen etc. auch eine "jüdische rasse " ausmachen will. dies kann ich zumindest nicht erkennen. auch wenn die bibel vom jüdischen volk spricht ist dies für mich, der an diesen schwachsinn nicht glaubt ( der auch historisch nicht bewiesen ist ! )nicht gleich zu setzten mit einer ethinie.
von daher finde ich es immer für den jeweiligen bezeichnend wenn er von "den juden" faselt und damit genau jene klischees bedient, die julius streicher immer zum besten gab.
das religiösität jeden nicht-religiösen irgendwann schon einmal provoziert hat, ( und sei es nur das sonntäglich bimmeln der kirchenglocken )ist auch nicht von der hand zu weisen. wie gesagt muß man das im falle der deutschen besonders kritisch betrachten.meines wissens nach gibt es in jeder religiösen überzeugung bzw. richtung eigenschaften die zutiefst inhuman und aus überzeugunmg abzulehnen sind ( beschneidung von frauen,das heiratsverhalten bei orthodoxen jüdisch gläubigen das stark an die nürnberger gesetze von 38`erinnert - in seiner konsequenz, bis hin zur warnung vor der heirat mit muslimen ).als das sind punkte die bei denen, den es bewußt ist eine provokation hervor rufen kann. deswegen
ist es bei menschen mit migrationshintergrund wohl etwas anderes als der deutsche antisemitismus.es geht um religiöse konflikte und nicht um den "rassenkampf". gerade als deutscher sollte man im hinblick auf 6 millionen
genaustens aufpassen wenn man das maul aufreisst und von den juden spricht.
wie b. brecht es halt schon sagte und ich nicht nochmal wiederholen muß !


Hallo Wahnsinn!
Nur soviel: Wiederum geht er davon aus, dass die Tat einen "antireligiösen" Hintergrund hat. Andererseits rationalisiert er den arabischen Antsemitismus als Reaktion auf religiöse Auseinandersetzungen. Er begreift damit nicht nur den "Nahost-Konflikt" falsch als Auseinandersetzung religiöser Art, sondern untergräbt auch seine eigene Argumentation, weil die Täter in diesem Fall selbst aus "religiöser Verblendung" und keineswegs aus strikt antireligiösen Motiven gehandelt hätten. Solche Inkonsistenzen interessieren natürlich nicht, wenn es darum geht, die antisemitische Tat zu rechtfertigen. Über seine Überlegungen zum Judentum kann man, denke ich, den Mantel des Schweigens legen.
Aber welches Brecht-Zitat meint er?

Gerade eben war ich schon wieder bei Indymedia, um einen Beitrag über den Angriff eines Neonazis auf einen Menschen mit Davidstern-Accessoires in Berlin zu lesen.
Hieraus ein weiterer besonders interessanter Rationalisierungsversuch:

Also wenn das Opfer nen Davidstern trug, dann kann das schon nen antisemitischer Angriff gegn einen Linken gewesen sein. War es allerdings eine israelische Nationalflagge, dann war es kein Angriff gegen einen Linken, sondern ein Naziangriff gegen einen Nationalisten.

Lachen oder Schreien?

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