Dienstag, 3. August 2004
IQ hin, IQ her.
beniguma, 17:46h
"Es war am 11. September 2001, die Trümmer des World Trade Centers rauchten noch, da meldete sich in einem kleinen Rundfunkstudio eine alt bekannte Stimme zu Wort: 'Das sind wunderbare Neuigkeiten. Ich beglückwünsche die Täter. Fuck the US! Ich wünsche mir, dass das Land ausgerottet wird!', schwadronierte der Studiogast und verschwand wieder dort, wo er hergekommen war: in der Versenkung. (...) Fast drei Jahre später, am 15. Juli 2004 taucht der zornige alte Mann am japanischen Flughafen Narita auf, um eine Maschine nach Manila zu besteigen. Was er offenbar nicht weiß, ist, dass sein US-Pass inzwischen für ungültig erklärt wurde. Noch am Schalter wird er festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht. Japans Zeitungen titeln: 'Schachmatt, Bobby Fischer!'
Der gibt sich unbeugsam. Seit zwei Wochen weigert sich der einzige Schachweltmeister, den die USA je hervor gebracht haben, irgendwelche Papiere zu unterzeichnen oder auszusagen. (...) Im Übrigen lässt er wissen, dass er weder in die 'von Juden kontrollierten Vereinigten Staaten' zurück, noch im 'korrupten Japan' bleiben wolle. (...)
Zwölf Jahre lang war Robert James Fischer für die Weltöffentlichkeit nichts weiter als ein Phantom auf der Flucht vor den Häschern der US-Regierung. (...) Bobby Fischer, Sohn eines deutschen Bio-Physikers und einer Krankenschwester polnisch-jüdischer Herkunft, war der jüngste Schach-Großmeister aller Zeiten. (...)
Als er 1972, mitten im Kalten Krieg dem Russen Boris Spasskij den Weltmeistertitel abluchste, war er - mit 29 Jahren - nicht nur am Ziel seiner Träume, sondern auch ein gefeierter Nationalheld. Er hätte darauf aufbauen können. Bobby Fischer aber wählte einen anderen Weg.
Nicht, dass er nicht schon vor dem WM-Kampf auffällig gewesen wäre. 1968 hatte er, weit in Führung, das WM-Qualifikationsturnier verlassen, um sich fortan dem Studium von Büchern wie 'Mein Kampf' zu widmen. (...)
Also wandte sich das Genie nach seinem WM-Sieg ab von dieser Welt und bastelte sich Zug um Zug seine eigene. Er zog sich zurück nach Kalifornien, schloss sich einer bizarren Sekte an, die in schnöder Regelmäßigkeit den Jüngsten Tag prophezeit und ließ ansonsten wissen, dass der Globus von einer geheimen jüdischen Weltregierung mit Sitz in Moskau beherrscht werde. Dass er selbst jüdische Wurzeln hat, bestriit er fortan verhement. Und weil Kommunisten Amalgam mit Minisendern ausstatten könnten, ließ er sich sämtliche Zahnplomben entfernen. Das Schachspiel schien er darüber vergessen zu haben (...). Bis 1992.
Damals kam ein jugoslawischer Geschäftsmann auf die Idee eine Neuauflage des WM-Matches Fischer-Spasskij (...) zu organisieren. Fischer, (...), sagte zu und scherte sich nicht um die Sanktionen, die die internationale Gemeinschaft gegen den Milosevic-Staat verhängt hatte. In einer schriftlichen Warnung mahnte das US-Finanzministerium das Schach-Genie, dass ein Verstoß eine zehnjährige Haftsrafe nach sich ziehen könnte. (...)
Wo er die vergangenen zwölf Jahre verbracht hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. (...) Klar ist: Einen sonderlich großen Aufwand trieben die US-Behörden wohl nicht, um der einstigen Ikone habhaft zu werden. (...) Das ließ den Flüchtigen unvorsichtig werden. Anfang 1999 gab er dem Budapester Sender Calypso das erste von etlichen Interviews. Auszug: 'Ich werde Tag und Nacht von Juden verfolgt.' Weil er schon dabei war, teilte er in späteren Sendungen wahlweise mit, George Bush senior sei eine 'CIA-Ratte, die für Juden arbeitet', dessen Junior 'annähernd schwachsinnig', Garri Kasparow ein Ex-KGB-Spion, Schach insgesamt 'mentale Masturbation'. Als am 11. September das unverhohlene Loblied auf den Terrorismus folgte, war die Geduld der beharrlichsten Weggucker in Washington zu Ende. Fischers Pass wurde für ungültig erklärt, (...)
'Er ist in einem sehr schlechten Zustand', sagt die Vorsitzende des japanischen Schachverbandes (..). Fischer wünsche poltisches Asyl, 'am liebsten in Deutschland'. Er erwäge sogar die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Ein 'Befreit-Bobby-Fischer-Komitee' hat sich schon gegründet, das im Internet Unterschriften sammelt. (...)"
Jörg Schindler in der FR vom 2. August 2004.
Antisemitismus, Antikommunismus, Paranoia. Wundert es irgendwen, dass dieser Mensch in Deutschland Zuflucht sucht?
Der gibt sich unbeugsam. Seit zwei Wochen weigert sich der einzige Schachweltmeister, den die USA je hervor gebracht haben, irgendwelche Papiere zu unterzeichnen oder auszusagen. (...) Im Übrigen lässt er wissen, dass er weder in die 'von Juden kontrollierten Vereinigten Staaten' zurück, noch im 'korrupten Japan' bleiben wolle. (...)
Zwölf Jahre lang war Robert James Fischer für die Weltöffentlichkeit nichts weiter als ein Phantom auf der Flucht vor den Häschern der US-Regierung. (...) Bobby Fischer, Sohn eines deutschen Bio-Physikers und einer Krankenschwester polnisch-jüdischer Herkunft, war der jüngste Schach-Großmeister aller Zeiten. (...)
Als er 1972, mitten im Kalten Krieg dem Russen Boris Spasskij den Weltmeistertitel abluchste, war er - mit 29 Jahren - nicht nur am Ziel seiner Träume, sondern auch ein gefeierter Nationalheld. Er hätte darauf aufbauen können. Bobby Fischer aber wählte einen anderen Weg.
Nicht, dass er nicht schon vor dem WM-Kampf auffällig gewesen wäre. 1968 hatte er, weit in Führung, das WM-Qualifikationsturnier verlassen, um sich fortan dem Studium von Büchern wie 'Mein Kampf' zu widmen. (...)
Also wandte sich das Genie nach seinem WM-Sieg ab von dieser Welt und bastelte sich Zug um Zug seine eigene. Er zog sich zurück nach Kalifornien, schloss sich einer bizarren Sekte an, die in schnöder Regelmäßigkeit den Jüngsten Tag prophezeit und ließ ansonsten wissen, dass der Globus von einer geheimen jüdischen Weltregierung mit Sitz in Moskau beherrscht werde. Dass er selbst jüdische Wurzeln hat, bestriit er fortan verhement. Und weil Kommunisten Amalgam mit Minisendern ausstatten könnten, ließ er sich sämtliche Zahnplomben entfernen. Das Schachspiel schien er darüber vergessen zu haben (...). Bis 1992.
Damals kam ein jugoslawischer Geschäftsmann auf die Idee eine Neuauflage des WM-Matches Fischer-Spasskij (...) zu organisieren. Fischer, (...), sagte zu und scherte sich nicht um die Sanktionen, die die internationale Gemeinschaft gegen den Milosevic-Staat verhängt hatte. In einer schriftlichen Warnung mahnte das US-Finanzministerium das Schach-Genie, dass ein Verstoß eine zehnjährige Haftsrafe nach sich ziehen könnte. (...)
Wo er die vergangenen zwölf Jahre verbracht hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. (...) Klar ist: Einen sonderlich großen Aufwand trieben die US-Behörden wohl nicht, um der einstigen Ikone habhaft zu werden. (...) Das ließ den Flüchtigen unvorsichtig werden. Anfang 1999 gab er dem Budapester Sender Calypso das erste von etlichen Interviews. Auszug: 'Ich werde Tag und Nacht von Juden verfolgt.' Weil er schon dabei war, teilte er in späteren Sendungen wahlweise mit, George Bush senior sei eine 'CIA-Ratte, die für Juden arbeitet', dessen Junior 'annähernd schwachsinnig', Garri Kasparow ein Ex-KGB-Spion, Schach insgesamt 'mentale Masturbation'. Als am 11. September das unverhohlene Loblied auf den Terrorismus folgte, war die Geduld der beharrlichsten Weggucker in Washington zu Ende. Fischers Pass wurde für ungültig erklärt, (...)
'Er ist in einem sehr schlechten Zustand', sagt die Vorsitzende des japanischen Schachverbandes (..). Fischer wünsche poltisches Asyl, 'am liebsten in Deutschland'. Er erwäge sogar die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Ein 'Befreit-Bobby-Fischer-Komitee' hat sich schon gegründet, das im Internet Unterschriften sammelt. (...)"
Jörg Schindler in der FR vom 2. August 2004.
Antisemitismus, Antikommunismus, Paranoia. Wundert es irgendwen, dass dieser Mensch in Deutschland Zuflucht sucht?
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